Nach den Herbstferien testet eine Klasse der Berufsschule eine neue Art des Unterrichts: Teile des Stoffs erarbeiten die Schüler *innen zuhause selbst – in einem digitalen Klassenzimmer

Vom Stephanie Heske

Neue Zeiten brechen bald am Comenius-Berufskolleg an: Nach den Herbstferien testet dort eine Klasse das Konzept des „umgedrehten Klassenzimmers“. Alle zwei Wochen bleiben 23 Schüler*innen aus der Unterstufe des Heilerziehungspflegekurses an einem normalen Schultag zuhause, anstatt sich auf den Weg in das Gebäude an der Pferdebachstraße zu machen. „E-Learning“ heißt das Zauberwort. Anstatt sich von den Lehrer*innen im Klassenzimmer den Schulstoff erklären zu lassen werden dir Schüler*innen auf einer Plattform im Internet Unterlagen finden, die sie eigenständig durcharbeiten und dazu Aufgaben erledigen. Dafür haben sie eine Woche Zeit. Die Lehrer*innen geben ihnen über dieselbe Plattform Rückmeldung. So kann jede/r Schüler*in in ihrer/seinem eigenen Tempo und zu einer selbst gewählten Zeit lernen – und auch an einem Ort ihrer/seiner Wahl. „Nicht jede Schülerin und nicht jeder Schüler kann sich im Klassenraum gut konzentrieren“, weiß Schulleiter Uwe Gronert. Der einen gelingt es etwa am heimischen Schreibtisch besser, dem anderen im Lieblingscafe. In der nächsten Schulstunde, die dann wieder wie üblich im Klassenzimmer stattfindet, wird das zuhause erarbeitete Thema gemeinsam diskutiert und vertieft.

„Im Prinzip hat sich die Art und Weise, wie wir unterrichten, ja seit dem 19. Jahrhundert nicht verändert“, sagt Gronert. „Wir packen alle Schülerinnen und Schüler zur selben Zeit in einen Raum, unterrichten sie im gleichen Tempo. So bleiben vor allem etwas langsamere Schülerinnen und Schüler auf der Strecke. „Und meist erwischen wir die Schülerinnen und Schüler zu den normalen Unterrichtszeiten auch nicht unbedingt in ihrer Tageshöchstform. „Ab kommendem Sommer soll das E-Learning weiter ausgerollt werden…“ Es können auch noch mehr Klassen werden“, hofft Gronert. Wievielt es letztendlich werden, hängt auch von der Bereitschaft der Lehrer ab, sich auf die neue Art des Unterrichtens einzulassen. Denn sie individualisiert nicht nur das Lernen, sondern auch das Lehren. Weg vom frontalen Erklären, hin zur personalisierten Hilfestellung.

30.000,00 Euro erhält das Kolleg als private Ersatzschule pro Jahr aus dem Landesprogramm „Gute Schule 2020“. Das Geld fließt – anders als bei staatlichen Schulen – komplett in die digitale Infrastruktur, nicht in die Instandhaltung des Gebäudes. Und einen angenehmen Nebeneffekt hat das ELeaming auch noch: „Wir können so eine Menge CO2 und Stickoxide einsparen“, sagt Gronert, denn rund 80 Prozent der 350 Schüler*innen des Kollegs kommen mit dem Auto.“