Erste Zinzendorfschüler mit EU-Programm Erasmus+ im Ausland

Königsfeld. Wie sehr ein Auslandsaufenthalt junge Menschen im positiven Sinne verändert, zeigt sich gerade bei den angehenden Erzieherinnen und Erziehern sowie Jugend- und Heimerzieherinnen und –erziehern der Zinzendorfschulen, die einen Teil ihrer Praktika über das von der Europäischen Union geförderte Programm ERASMUS+ absolvieren. Die Fachschulen für Sozialwesen und Sozialpädagogik der Zinzendorfschulen arbeiten mit bislang drei Standorten in Italien, Spanien und Rumänien zusammen.

Zu den Schwierigkeiten gehört es, Kindern, die noch nie im Leben Schnee gesehen haben, zu erklären, was ein Schneemann ist. Die angehende Jugend- und Heimerzieherin Alketa Kutleshi hat aber auch diese Hürde genommen, wie sie ihren Mitschülern an den Zinzendorfschulen schildert. Foto: Zinzendorfschulen

Die erste Teilnehmerin des erst im vergangenen Jahr ins Leben gerufenen Programms, Alketa Kutleshi, hat gerade die Hälfte ihres einjährigen Berufspraktikums in Bilbao beendet und kurz vor ihrer endgültigen Rückkehr während eines Besuchs in Königsfeld ihren Mitschülern davon berichtet. Vier weitere Teilnehmerinnen haben per Mail ihre ersten Eindrücke aus Bukarest, Sizilien und Bilbao geschildert.

Die angehende Jugend- und Heimerzieherin, die an der Deutschen Schule in Bilbao eine Kindergartengruppe betreut hat, sprühte nur so vor Begeisterung. „Die Zeit war für mich unfassbar bereichernd“, sagte sie. „Ich bin in an mir selbst und in meiner Rolle als Erzieherin gewachsen.“

Sie schilderte die politische Situation im Baskenland und ihre Arbeit mit den Kindern, die sie manchmal vor ungeahnte Probleme stellt: „Es ist nicht einfach, Kindern, die nie in ihrem Leben Schnee gesehen haben, zu erklären, was ein Schneemann ist.“ Ihren Mitschülern gab sie wertvolle Tipps, was den Spracherwerb, die Wohnungssuche und die kulturellen Unterschiede angeht, aber auch zu alltäglichen Dingen wie Einkauf oder öffentliche Verkehrsmittel.

Anna Gottwald freute sie sich über die Offenheit und Gastfreundschaft der Menschen in Rumänien. Foto: Zinzendorfschulen

Auch Marisa Flaig und Diana Kocovski sind an der Deutschen Schule in Bilbao. „Hier sind alle sehr hilfsbereit und haben für jeden ein offenes Ohr“ freut sich Marisa und berichtet: „Auf dem eingezäunten Gelände befinden sich der Kindergarten, die Grundschule und das Gymnasium. Wenn die Kinder morgens mit den Bussen oder von ihren Eltern gebracht werden, geht der Trubel in der Einrichtung los. Die Kinder sind aufgeweckt und offen und haben kaum Berührungsängste, was mir den Start als Praktikantin erleichtert hat. In Spanien geht es insgesamt viel gelassener zu als in Deutschland.“

Als „Maestra Rosa” (Lehrerin Rosa) wurde Rosa D’Alessandro im sizilianischen Riesi von den zwei- bis sechsjährigen Kindern im Servizio Cristiano Valdese aufgenommen. Foto: Zinzendorfschulen

Diese Erfahrung hat auch Rosa D’Alessandro im sizilianischen Riesi gemacht. „An den ersten Tagen des Praktikums wusste ich nicht wirklich, wie ich mit dieser Gelassenheit umgehen soll. Teilweise hat sie mich überfordert. Jetzt aber kann ich sagen, dass ich diese Haltung sehr gut finde, da sie einem das Gefühl der Sorgenlosigkeit gibt.“ Auch sie wurde an ihrer Praktikumsstelle von den Kindern vom ersten Tag an als „Maestra Rosa” (Lehrerin Rosa) aufgenommen und akzeptiert. Rosa arbeitet im Kindergarten des Servizio Cristiano Valdese mit Kindern im Alter von 2- bis 6 Jahren.

Aus Bukarest berichtet Anna Gottwald von der Deutsche Schule, in der Wert auf die Entwicklung interkultureller Kompetenz gelegt wird. Dort gibt es  eine Krippe, einen Kindergarten, eine Grundschule und ein Gymnasium. Anna absolviert ihr Praktikum in der Grundschule, in der rumänische und deutsche Kinder gemeinsam mit Kindern aus anderen Ländern lernen. Im Alltag freut sie sich über die Offenheit und Gastfreundschaft der Menschen. „Dadurch findet man schnell Freunde und Anschluss.“ Die Menschen seien sehr hilfsbereit sind und man brauche keine Angst zu haben, um Hilfe zu fragen. „Ich spreche zwar rumänisch, aber man kommt hier auch gut mit Englisch durch.“

Diana Kocovski, die zeitgleich mit Marisa Flaig in Bilbao war, hatte sich anfangs etwas Sorgen gemacht, da sie noch nie alleine über mehreren Wochen von zu Hause weg war. „Aber es hat sich definitiv gelohnt, da ich mich dadurch ein bisschen mehr kennengelernt habe.“

Auch Rosa D’Alessandro ist trotz der Fülle an Aufgaben und manchen Hindernissen sehr glücklich über ihr Auslandspraktikum und empfiehlt es ihren Mitschülern, es ihr gleich zu tun: „Es ist eine unglaubliche Erfahrung in der ihr euren Horizont in jederlei Hinsicht erweitern könnt.“

Zusatz-Info:
Als einzige Fachschule in der Region bieten die Fachschulen für Sozialwesen und Sozialpädagogik der Zinzendorfschulen mit dem europäischen Förderprogramm Erasmus+ Schülerinnen oder Schülern die Möglichkeit, Praxiszeiten im Rahmen der Ausbildung im europäischen Ausland zu absolvieren.

Durch den Arbeitsalltag in einem neuen Umfeld werden einmalige Einblicke in unterschiedliche Vorgehensweisen, Kulturkreise und andersartige pädagogische Konzeptionen vermittelt. Dies stärkt die angehenden Erzieher in ihrer Wahrnehmung, schenkt ihnen Selbstvertrauen, baut Sprach- und Sozialkompetenzen aus und stärkt sie für den späteren Beruf. Grundsätzliches Ziel ist es auch, Offenheit und Wertschätzung gegenüber Neuem und ungewohnten Gepflogenheiten zu schaffen. Mit dem ERASMUS+-Programm können unsere  Schülerinnen und Schüler ihre Praxiszeiten (Blöcke á vier oder sieben Wochen) im Rahmen der Erzieherausbildung im europäischen Ausland absolvieren, werden dabei gefördert und erhalten organisatorische Unterstützung. Die Praxiszeiten werden wie übliche Praxiserfahrungen anerkannt und professionell begleitet. Im praktischen Anerkennungsjahr/Berufspraktikum nach der Schulausbildung können sogar sechs bis zu 12 Monate im europäischen Ausland erlebt werden. Hierzu haben wir die Kooperationspartner im Ausland gesucht und alles mit ihnen geregelt.