„Erziehung und Bildung, insbesondere aber Friedenserziehung leisten bei der Entwicklung einer Friedenskultur einen wichtigen Beitrag. Frieden zu lernen ist deshalb die notwendige und aktuelle Aufgabe von Kirche und Gesellschaft und so ein selbstverständlicher Teil der Ausbildung an unseren Evangelischen Fachschulen“, so heißt es im friedenspädagogischen Profil der Evangelischen Fachschulen. Wenn wir auf eine freundliche, offene und konstruktive Lernatmosphäre achten, erfahren die Schülerinnen und Schüler, was sie selber später mit Kindern in der Tageseinrichtung umsetzen sollen. Unser Beitrag für ein friedliches Zusammenleben muss auf zwei Ebenen ansetzen: zum einen auf der Ebene der Klassengemeinschaft und des Umgangs in der Klasse, zum anderen auf der gesellschaftlichen Ebene, indem wir uns mit wichtigen Themen kritisch im Unterricht auseinandersetzen. Wenn beides zusammenkommt, dann wird eine Kultur des Friedens etabliert.
Eben hier setzt das Gewaltpräventionsprogramm „Schritte gegen Tritte“ an, das seit über 15 Jahren zu einer Kultur des Friedens und der Gerechtigkeit beiträgt. Das Programm wurde im Rahmen der Dekade zur Überwindung von Gewalt entwickelt. Die Studientage im Berufskolleg verfolgen das Ziel, die Basis für eine gute Klassengemeinschaft zu legen, die durch die Ausbildung trägt, wohlwissend, dass dies auch zur Gewaltverminderung beiträgt und beispielsweise Mobbing deutlich reduziert.
Während der Studientage setzten wir uns mit Hilfe von Referenten des Evangelischen Jugendwerks Württemberg (EJW) mit dem Programm „Schritte gegen Tritte“ zu Fragen von Gewalt und Rassismus auseinander. Wir beschäftigten uns mit der Situation von geflüchteten Menschen und erarbeiteten den Begriff der strukturellen Gewalt, wie ihn der norwegische Friedensforscher Johann Galtung entwickelt hat. Was bedeutet es beispielsweise, in einer Massenunterkunft auf nur wenigen Quadratmetern zu leben, ohne eigene Rückzugsmöglichkeiten? Die Schülerinnen und Schüler drückten es deutlich aus: So entsteht personale Gewalt aufgrund äußerer Bedingungen. In einem Rollenspiel erlebten sie, wie ungleich Ressourcen verteilt sind und wie dies zu mehr Gewalt führen kann. Auch stand die Auseinandersetzung mit persönlichen Einstellungen zum Thema Gewalt auf dem Programm. Innerhalb der Klasse entstand eine offene und nachdenkliche Diskussion. Wir lernten unterschiedliche Sichtweisen kennen und erlebten, dass sich so auch die eigene Meinung veränderte. Die handlungsorientierte Ausrichtung dieses Programms entspricht ganz den Prinzipien globalen Lernens. (vgl. Böhm, Dietmar (2017): Elementarpädagogik und Globales Lernen. In: Handlexikon Globales Lernen, S. 60ff)
So fiel die Bilanz in der Auswertungsrunde sehr positiv aus: Wir haben uns mit interessanten Themen beschäftigt und uns auch noch besser kennengelernt.
Dietmar Böhm, Klassenlehrer Berufskolleg
Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik Stuttgart
www.fachschule-stuttgart.de