Den Anstoß gab die Frage eines Studierenden der Heilerziehungspflege im Religionsunterricht: „Sind Sie schon einmal gepilgert?“ fragte er mich, die Schulpfarrerin des Berufskollegs der Kaiserswerther Diakonie, Barbara Geiss-Kuchenbecker.
Eine Woche später präsentierte er eine Liste mit weiteren Interessierten. Und so machten sich ein halbes Jahr später 11 Berufspraktikantinnen und 3 Berufspraktikanten im Anerkennungsjahr mit mir auf den rheinischen Jakobsweg und pilgerten 3 Tage von Wermelskirchen bis Königsdorf.
In der evangelischen Stadtkirche in Wermelskirchen stimmte sich die Gruppe auf die Geschichte und die Bedeutung des Pilgerns ein. Am Ende sprach die Schulpfarrerin den uralten Pilgersegen, der den Pilgernden samt ihrem Gepäck mit auf den Weg gegeben wurde. Er erinnert daran, dass Gott seit Abraham die Menschen auf ihren Wegen behütet.
Anschließend bekam jeder Studierende seinen persönlichen Pilgerpass überreicht, der in der Stadtkirche zum ersten Mal gestempelt wurde.
Die Teilnehmer lernten an den nächsten Tagen unter anderem eine Strecke des Jakobswegs kennen, die mitten durch die Stadt – Köln – führte. Sie entdeckten, wie bereichernd das stundenlange Laufen sein kann: „Ich stelle mir vor, wenn ich jetzt einfach immer der Muschel nach weiterlaufe, dann komme ich irgendwann in Spanien an – toll.“ „Ich merke, wie schön es ist, im Wald zu sein. In der Stadt ist meine Laune gleich etwas schlechter geworden.“ und wie freundlich andere Menschen auf sie reagierten.
Am Ende waren alle müde und erschöpft, aber stolz, die Strecke bewältigt zu haben. Die Teilnehmer waren froh und dankbar, dieses Experiment gewagt zu haben. Sie freuten sich über die gute Stimmung und den Zusammenhalt in der Gruppe. Für sich persönlich haben sie entdeckt, wie schön es ist, sich auf den Weg zu machen, wie schnell sie den Alltag hinter sich lassen konnten, mit wie wenig Gepäck man auskommt und wie zufrieden sie sind, dass sie es geschafft haben. „Ein toller Berufspraktikantenblock! Und der Pilgerpass hat das Pilgern so offiziell gemacht. Ich kann mir gut vorstellen, mich mal auf den Weg nach Santiago de Compostela zu machen.“ – Diesem Fazit einer Teilnehmerin konnten sich einige durchaus anschließen.
Barbara Geiss-Kuchenbecker