Im Schwerpunkt Theaterpädagogik erlebten die Studierenden aus dem Oberkurs vier intensive Studientage mit der Inszenierung eines Theaterstückes. Dass dies innerhalb von vier Tagen wirklich gelingen kann, können sich die Studierenden meist nicht vorstellen. Aber bisher gab es jedes Jahr eine tolle Werkstatt-Aufführung; das meint: Das Stück, die Rollen und Szenen sind erarbeitet, angelegt und können vorgespielt werden. Für eine Aufführung vor öffentlichem Publikum fehlen sicher noch die Verfestigung und der Probenfeinschliff. Das Ziel der Schwerpunktsetzung Theaterpädagogik ist aber auch nicht die Aufführung eines klassischen Schultheaterstückes, sondern die Vermittlung und Erprobung von theaterpädagogischen Methoden und Techniken. Die Auszubildenden sollen ein erstes fachliches Wissen über theaterpädagogische Grundlagen erwerben und diese anhand eines konkreten Theaterstückes in der abschließenden Werkstattinszenierung zusammenführen und aktiv erproben.


Da in der Gesellschaft das Thema „Nach Deutschland kommen Menschen auf der Flucht vor Krieg und Elend“ die Emotionen und Gedanken beherrscht, war in unserem Theaterpädagogik-Team bald klar: Wir wagen über das Theaterspiel eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht. Flucht bedeutet Not – Aufbruch – Unterwegssein – Ankommen. Diese Themen suchten wir in Geschichten und Stücken, die sich auch für Kinder und Jugendliche in der Umsetzung als Theaterprojekt anbieten. Fündig wurden wir schließlich im Volksmärchen „Die Bremer Stadtmusikanten“ der Gebrüder Grimm und dem dazu entwickelten Theaterstück von Friedrich Karl Waechter.

Es folgte eine intensive Auseinandersetzung mit dem Stück und dem Nachspüren ganz persönlicher Fragen: Aufbruch, Unterwegssein, Ankommen, Fremdsein … – kenne ich das auch in meinem Leben?

Später wurde mit der Methode des Ausdrucksspiels Jeux-Dramatiques eine spielerische Auseinandersetzung mit diesen Themen angeregt und erlebt.

Nach den intensiven Inszenierungs- und Probeeinheiten sowie der Werkstattaufführung am letzten Vormittag waren die Studierenden zwar erschöpft, aber auch sehr zufrieden und stolz auf „ihr“ Stück. Und im abschließenden Feedback-Kreis wurde eines sehr deutlich zurückgemeldet: Die Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht über dieses theaterpädagogische Projekt hatte alle sichtlich bewegt, sensibilisiert und um Erkenntnisse bereichert. Das „Theaterspielen“ hatte ihnen tatsächlich neue Erfahrungsräume eröffnet.

Antje Bauer, Dozentin