Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik Weinstadt:
»Freie Schulen im Blick behalten« – MdL Petra Häffner zu Gast in der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik Weinstadt
Das Format „Tag der Freien Schule“ soll primär der Begegnung zwischen Abgeordneten und Schülerinnen und Schülern dienen
Vor dem Gespräch mit der Schulleitung und dem Vorstand der Stiftung nahm sich am Tag der freien Schulen am 22. November 2024 die Grünen-Abgeordnete Petra Häffner, Mitglied des Landtags Baden-Württemberg, eine Schulstunde Zeit, um mit Schülerinnen und Schülern in den Austausch zu gehen. Eine der beiden Klassen Sozialpädagogische Assistenz im ersten Ausbildungsjahr hatte im Gemeinschaftskundeunterricht Fragen vorbereitet.
»Warum können so viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen?«, »Was halten Sie von Künstlicher Intelligenz und von der Digitalisierung?«, »Warum haben soziale Berufe weniger Anerkennung?« Petra Häffner beantwortete alle Fragen offen und aus Ihrem Blickwinkel. Sie räumte ein, dass es nicht auf alle Fragen, einfache Antworten und Lösungen gäbe und dass es wichtig sei, die Demokratie und die freiheitliche Grundordnung zu schützen. Sie erzählte aus ihrem Abgeordnetenalltag und von Eindrücken und ging offen mit den Schülerinnen und Schülern in den Austausch.
Im Anschluss ging die Abgeordnete ins Gespräch mit Ute Schlenker, Vorsitzende der Fachkonferenz Gemeinschaftskunde, der Schulleitung, Dr. Axel Bernd Kunze, und der Vorständin der Stiftung, Dr. Antje Fetzer-Kapolnek. Sorge bereitet der Schulleitung die Neigung hin zu einer Deprofessionalisierung. Die Tendenz, dass durch den Fachkräftemangel die Betreuungsaufgaben zunehmend den Bildungsauftrag Pädagogischer Fachkräfte überlagern sollen, sei bedenklich, und nach seiner Meinung, werde der Beruf des Erziehers dadurch nicht attraktiver, so Dr. Kunze. Die Schule habe ein breites Feld an Ausbildungsgängen – von der Berufsfachschule bis zum Integrierten Studienmodell – und wird so den unterschiedlichen bildungsbiografischen Bedürfnissen gerecht und eröffnet so verschiedene Anschlussmöglichkeiten. Dr. Axel Bernd Kunze: »Die Schule trete weiter für eine hohe Professionalität der Fachkräfte ein.« »Wir wollen als Schulträger und Fachschule dazu beitragen, das Qualifikationsniveau des Berufes, die hohe Bildungs- und Erziehungskompetenz Pädagogischer Fachkräfte und damit die Attraktivität und das gesellschaftliche Ansehen des Berufsbildes auch künftig zu sichern«, bekräftigte Dr. Antje Fetzer-Kapolnek gegenüber der Politikerin.
Die Fachschule beobachtet, dass der Anteil von Bewerberinnen und Bewerbern um eine berufsfachschulische Ausbildung (mit der Mindestvoraussetzung Hauptschulabschluss oder vergleichbar) spürbar ansteigt. Im Schuljahr 2024/25 startete die Berufsfachschule für sozialpädagogische Assistenz erstmals zweizügig. Voraussetzung, angesichts des Fachkräftemangels auf diesen Trend mit einem Ausbau der Ausbildungskapazitäten reagieren zu können, ist für uns als Schulträger allerdings eine auskömmliche staatliche Refinanzierung. Die in der Berufsfachschule niedrigen Pro-Kopfsätze decken grundsätzlich nicht den Finanzierungsbedarf von Lehrkräften, die grundsätzlich für den Höheren Dienst qualifiziert sind.
Ute Schlenker wies darauf hin, dass der psycho-soziale Unterstützungsbedarf unter den Auszubildenden spürbar ansteigt und auch nach Abklingen der Folgen coronabedingter Einschränkungen des Unterrichtsbetriebs hoch bleiben wird. Dies betrifft sowohl kognitiven und sprachlichen als auch sozialen und emotionalen Förderbedarf. Der notwendige Unterstützungsbedarf übersteigt die Möglichkeiten und Kompetenzen der Klassenleitungen und Fachlehrkräfte. Die Fachschule reagiert bereits mit Angeboten der Lernbegleitung, Schulseelsorge oder Beratung (in Kooperation mit dem Kreisdiakonieverband Rems-Murr). Dennoch ist ein spürbarer Bedarf an Schulsozialarbeit gegeben, für den allerdings keine staatliche Refinanzierung gegeben ist und der vom Schulträger aus Eigenmitteln gestemmt werden muss.
Sibylle Kessel
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